Sonntag, 13. November 2016
Ehrgeiz und Abstand
Normalerweise verbringe ich meine Zeit mit Menschen, an denen ich andocken kann. Geistig gesehen. Ich bin kein Smalltalktyp und deshalb bleibe ich meist bei denen hängen, wo Gespräche mit Leichtigkeit fliessen. Normalerweise. Was ist im Moment schon normal? Ein Beziehungsstatus wie in einem emotional aufwühlendem Liebesdramafilm.
Die Wuschelkopffrau, ehemals einzigste offizielle Freundin des schönen Nachbarn, wäre im "normalen" Leben wohl nie eine Freundin von mir geworden. Es gibt eine Distanz, eine Mauer zwischen uns. Wir probieren es immer wieder, mit gemeinsamen Spaziergängen, Filmabenden, Redenächten. Aber der Abstand bleibt. Ob es daran liegt, dass ein Mann zwischen uns steht? Oder dass wir beide dringend eine Vertrautheit herstellen wollen? So dringend und unbedingt, dass das Krampfhafte uns zum Hemmnis wird?
Die Situation ist absurd, wenn ich sie von aussen betrachte.
Stecke ich aber mittendrin, im Zusammensein mit ihr, oder wahlweise auch mit ihm, dann erschrecke ich manchmal über meinen Ehrgeiz, es hinkriegen zu wollen.
Jeder, mit dem ich sprach und der auf eigene Erfahrungen mit Dreiecksbeziehungen zurückblicken kann, jeder sagte, dass es nicht funktioniert hat und fast jeder meinte, es nie wieder probieren zu wollen.
Das fordert mich doch irgendwie heraus.

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