Montag, 11. September 2017
Ich habe völliges Unverständnis für die Erklärungen des Hasenmans.
Er ist jung, schön, klug. Außerdem kritisch, mit sich uneins, latent unglücklich.
Ich mag ihn. Sehr.
Habe ihn zugegebenermaßen überredet, mir beim Schrankaufbau zu helfen, habe auf ihn gewartet, habe gemerkt, dass, als er kam, es einen inneren Kampf gegeben haben muss.
Dann war er da und es war schön, witzig und kurzweilig. Sogar produktiv. Der Schrank steht.
Danach offenbarte er mir, dass ich immer viel zu spontan anfrage und dass, außerdem, immer viel zu viele Leute, Freunde, was am Wochenende von ihm wollen. Und er weiß nicht, ob er alleine vorm Fernseher chillen will oder sich doch lieber in die Unvorhersehbarkeiten von sozialen Kontakten begeben möchte.
Ach, der schlimmen Offenbahrungen noch mehr:
Bevor er mich mit seiner Tatkraft beglückte, verbrachte er den vormittag mit einer Arbeitskollegin. Oder Freundin. Oder zukünftigen Freundin. Sie möchte es, er eigentlich nicht. Aber das Zusammensein sei schön gewesen. Sagt er. Mir ins Gesicht. So als kumpelmäßiger Zuhörerin.
Ich schluckte. Unhörbar. Verständnisvolles Gesicht.
Habe beschlossen, dem ein Ende zu setzen. Nie wieder möchte ich an den Anfängen und Entwicklungen von dem partizipieren, was unweigerlich unsere Art der engen Freundschaft beendet.
Weiß aber noch nicht, wie ich es schaffe, mich aus der Zuhörerrolle rauszunehmen.

Dagegen: eine andere Perspektive. Auch meine Schwester baute den Schrank mit auf, war eine Beobachterin unseres Zusammenseins.
Und als er weg war sagte sie ganz trocken: "Der ist doch völlig in Dich verschossen. Das sieht man ja auf einen Blick."
Schön.
Schön.
Wirklich fantastisch.
Aber wie passt die Realität dazu?
Warum musste ich ihn regelrecht betteln, zu kommen?
Warum habe ich immer das Gefühl, die treibende Kraft für unsere Treffen, für (seltene) Telefonate, selbst für kurze Chats, zu sein?
Warum erzählt er mir von anderen Frauen und davon, dass er sich wünscht, seine Traumfrau bald kennenzulernen?

Sein Beziehungstrauma in allen Ehren, sogar seine Sozialphobie berücksichtige ich, und immernoch geht die Gleichung nicht auf, beziehungsweise alles zeigt auf: ist schon mal schön mit Dir, muss aber nicht dringend sein.
Das Ungleichgewicht unserer Intensionen gibt mir bei unserem Zusammensein immer einen leicht schalen Beigeschmack.

Und rein praktisch, was tue ich nun?
Nochmal mit meiner Schwester sprechen, mit ihr jedes Detailchen erörtern. Ich möchte so gerne immer und immer wieder hören, dass er in mich verliebt aussieht.
Ich weiß, das wird mich nicht weiterbringen, ist im Endeffekt wahrscheinlich sogar kontraproduktiv, aber es tut so gut und danach so schön weh.
Ich werde jetzt erstmal nichts mehr initiieren. Pah! Das klingt konsequenter als es ist. Dahinter steht das Wissen, dass er mich das nächste Mal besuchen möchte, in zwei Wochen, und auf die Frage, wie denn für ihn ein glücklich verlebtes Wochenende aussähe, antwortete er:" Ein Wochenende bei Dir, mit den Aktivitäten und abends in der Kneipe abhängen, das macht mich glücklich."
Man sieht, ich setze mir kleine Hürden.

Und danach?
Ich fragte mich, wie es denn der Hasenman am liebsten hätte. Ein Treffen spontan? Nein, das stresst ihn. Lange angekündigt? Das stresst irgendwie auch, da man sich ja so lange im voraus schon festlegen muss und dann so lange mit dem festgelegten Termin hadern kann.
Gar nichts sagen, einfach vorbeigehen und klingeln? Uuh, da ist die Chance sehr hoch, vor verschlossener Tür zu stehen, während drinnen einer Toter Mann spielt. Alles schon erlebt.
Ich weiß es nicht. Halte mich wohl erstmal an meinen Punkt eins. Bin freundlich, aber distanziert. Verbindlich unverbindlich.
Findet das irgendwer richtig?

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Sonntag, 1. Januar 2017
Überraschende Wendung
Mein schöner Nachbar liegt bei mir im Bett und behauptet, er wäre ein Hund. Und er träume von Frauchen. Und das nur, weil ich unbedingt endlich mal wieder schreiben wollte und er sich nun langweilt. Dann erzählt er so einen Blödsinn.
Ich bin ja mittlerweile sein einziges Frauchen. Nachdem sich die Dreiecksbeziehung zu einem infernalem Höhepunkt hingearbeitet hatte. Irgendwann konnte ich nicht mehr. Zu viele Unklarheiten, zu viele Gefühle der Eifersucht und zu viel Vergleichen. Ich. Mich. Mit ihr. Ich schnitt in meiner (Wahn)vorstellung natürlich immer schlechter ab. Das machte das Zusammenleben mit mir auch nicht leichter. Ich merkte, dass ich mich irgendwo auf der Strecke verloren hatte und dann – endlich – kam der Punkt, an welchem ich Stop sagte.
Ok, nicht ganz aus eigener Kraft. Ein Seminarmitteilnehmer, ein ganzer Mann und trotzdem unglaublich empathisch, wurde von mir auserkoren, sich die komplette Geschichte anzuhören. Das tat er auch, und stärkte mir den Rücken, auf mein ungutes Gefühl zu hören und nicht weiterzumachen. Was ich dann auch tat.
Zwei Tage später stand der inzwischen im Eilverfahren von seiner schönen Freundin getrennte Nachbar in meiner Küche und bat um Aufnahme in die Familie. Und in mein Herz. Ich war unsicher. Zuviel war bis hierher passiert. Zuviel Vertrauen zerbrochen.

Zwei Wochen später fiel mir der Grund für meine bis dahin standhafte Weigerung plötzlich nicht mehr ein, und ich gab mir und ihm den Weg frei.

Nun liegt er schon seit einiger Zeit jeden Abend in meinem Bett. Aber ein Hund war er bis jetzt noch nie. Wer weiß,was mich noch für Überraschungen erwarten.

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Samstag, 19. November 2016
Gut verdrängt
Die Lügen enden nicht. Oder besser, die Aufdeckungen derer.
Ein Puzzleteilchen nach dem anderen dreht sich um und das Bild wird kompletter.
Der schöne Nachbar entpuppt sich als ein Mensch der die hohe Kunst der Komplettverdrängung perferkt beherrscht. Es ist ihm nicht vorzuwerfen. Er ist nun mal so.
Nur werfe ich mir vor, dass ich diesen Fakt tagtäglich aufs Neue verdränge. Bin also auch nicht viel besser.
Seine schöne Freundin und ich hatten heute (wiedermal) ein Gespräch. Über ihn. Andere Themen finden gar keinen Platz mehr. Die Tage sind zu kurz.
Wir entdecken Überschneidungen. Letztes Jahr führte er beide Beziehungen parallel. Von uns, seinen geliebten Damen, ungewußt.
Wir sind beide erschrocken, enttäuscht, zutiefst traurig.
Konsequent ist, ihn aus meinem Leben zu verbannen. Ich weiß, an dem Punkt war ich schonmal. Doch sobald ich daran denke, werde ich panisch. Möchte mich an ihn klammern. Das ist doch nicht mehr gesund.
Eigentlich bräuchte ich ein paar Tage Auszeit. Ohne ihn, ohne alles. Passt aber gerade nicht so gut. Morgen geht ein Seminar los. Welches nun auch noch genau auf der emotionalen Schiene läuft. Ungünstig für mich, aber muss sein.
Nun kam der schöne Nachbar ins Haus geschlichen, liegt wartend auf meinem Bett rum. Und bereitet sich wahrscheinlich mental auf die zu erwartende Auseinandersetzung vor.
Dann tue ich das jetzt auch mal.

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