Sonntag, 13. November 2016
Ehrgeiz und Abstand
Normalerweise verbringe ich meine Zeit mit Menschen, an denen ich andocken kann. Geistig gesehen. Ich bin kein Smalltalktyp und deshalb bleibe ich meist bei denen hängen, wo Gespräche mit Leichtigkeit fliessen. Normalerweise. Was ist im Moment schon normal? Ein Beziehungsstatus wie in einem emotional aufwühlendem Liebesdramafilm.
Die Wuschelkopffrau, ehemals einzigste offizielle Freundin des schönen Nachbarn, wäre im "normalen" Leben wohl nie eine Freundin von mir geworden. Es gibt eine Distanz, eine Mauer zwischen uns. Wir probieren es immer wieder, mit gemeinsamen Spaziergängen, Filmabenden, Redenächten. Aber der Abstand bleibt. Ob es daran liegt, dass ein Mann zwischen uns steht? Oder dass wir beide dringend eine Vertrautheit herstellen wollen? So dringend und unbedingt, dass das Krampfhafte uns zum Hemmnis wird?
Die Situation ist absurd, wenn ich sie von aussen betrachte.
Stecke ich aber mittendrin, im Zusammensein mit ihr, oder wahlweise auch mit ihm, dann erschrecke ich manchmal über meinen Ehrgeiz, es hinkriegen zu wollen.
Jeder, mit dem ich sprach und der auf eigene Erfahrungen mit Dreiecksbeziehungen zurückblicken kann, jeder sagte, dass es nicht funktioniert hat und fast jeder meinte, es nie wieder probieren zu wollen.
Das fordert mich doch irgendwie heraus.

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Dienstag, 1. November 2016
Menage a droit
Wir sind nun zu dritt. Der schöne Nachbar, seine Liebste und ich.
Wir verhalten uns wie Kinder, welche zum ersten Mal in eine Kindergartengruppe gesteckt werden und nun nicht wissen, wie das sozial richtige Verhalten in der neuen Situation ist.
Seine ehemalig einzige Freundin ist schön. Und sympathisch. Auf alle Fälle kann ich verstehen, dass er sie nicht loslassen mag.
Gestern abend beschlossen sie und ich ihn erstmal etwas aussen vor zu lassen und uns kennenzulernen. Denn nur wenn man den anderen nicht einschätzen kann unterstellt man ihm leicht Schlechtes.
Wir dachten, damit wir gar nicht erst dahin kommen, können wir schauen, ob wir uns mögen. Guter Plan. Ich weiß, dass ich sie mögen werde.
Und womöglich werde ich IHN dann freiwillig verlassen, weil ich sie gerne glücklich sehen möchte.
Oder andersherum.
Der Weg ist spannend und neu, das Ziel noch unbekannt.

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Sonntag, 23. Oktober 2016
Der schöne Nachbar ist feige.
So ging ich den Schritt zu seiner Liebsten Wohnungstür, ließ mich einlassen, niedersetzen und beichten. Sprach von mir, nicht von ihm. Von meinen Gefühlen. Und sie über ihre. Sie ähneln sich. Nicht nur die Gefühle. Ich musste feststellen, auch wir beide. Ich bin die ältere Ausgabe von ihr, sozusagen.
Wir steckten nach kurzem Bereden in einer verbalen Blockade. Es gab einfach keine Worte mehr.
Ich ging und ließ sie geknickt zurück. Das tat und tut mir unglaublich leid. Ich mag sie sehr.

Nun ist sie weggefahren. Um zu überlegen.
Ich bin auch gefahren. Um Zeit vergehen zu lassen, mal alles von weiter weg zu betrachten.
Er sitzt nun alleingelassen zu Hause und schreibt sich an Nachrichten und Mails die Finger wund, um zu koordinieren, zu besänftigen, Komplimente in beide Richtungen zu verteilen und zu hoffen,die Damen bleiben ihm hold. Alle beide. Sein Traum.
Meiner eher nicht.
War ich nicht schon vor Tagen soweit, zu erkennen, dass ich ihn ziehen lassen sollte?
Aber Erkennen und Durchführen ist leider nicht dasselbe und bewegt sich eindeutig auf verschiedenen Leveln.
Es gibt Dinge, welche es schwermachen, ihn zu verabschieden. Ich kann mich gerade nicht mal entscheiden, ob ich als Erstes den Sex (wirklich herausragend schön) oder unsere Gespräche erwähnen sollte. Dann die Vertrautheit. Und das sich kennen und wortlos verstehen.
Trotzdem. Er ist feige. Und das macht ihn für mich zu einem amputierten Mann. Es fehlt halt eine wichtige männliche Eigenschaft. Stärke. Verantwortung übernehmen.

Ich werde heute nicht mehr grübeln. Und morgen auch nicht. Dafür ist das Wochenende viel zu schön. Kinderfrei und lauter nette Leute hier, welche mit mir Volleyballspielen. Also, die versuchen, meine unkoordinierten Bälle zu koordinieren.
Ich bin gerade voller Muskelkater. Es ist schon speziell und herausfordernd, sich auf dem Sand des Beachplatzes zu bewegen. Und eventuell auch noch spritzig und schnell zu rennen. Bei mir sieht es eher nach einer Zeitlupenversion aus.
Aber nichtsdestotrotz: ich liebe Volleyball! Und wenn es hier halt nur die Sandhalle gibt, dann ist das auch ok.
Habe mir eben Sand aus den Ohren gepuhlt. Souvenire.

Morgen gehts weiter. Und ich bin voller Vorfreude!
Dann gehe ich jetzt besser mal ins Bett. Und lasse noch den Restsand aus den Haaren aufs Kopfkissen rieseln.

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