Mittwoch, 19. Oktober 2016
Mittelmaß
Eigentlich bin ich nur mittelmäßig, das aber konsequent überall.
Selbst, oder vor allem, bei den Dingen, welche ich gerne tue. Auf der Baustelle bin ich mir selbst nicht gut genug. Ob das nun objektiv ist, weiß ich nicht. Aber ich komme mir begriffsstutzig und langsam vor. Habe heute eine Kabelisolierung mit dem Hammer verletzt. Hätte es am liebsten unter den Tisch gekehrt (bildlich natürlich, das Kabel hing auf knapp 2m Höhe), aber die Konsequenzen waren mir zu gewaltig. Irgendwann spontan auftretender Kurzschluss mit darauf folgender stundenlanger Suche, hinter welcher Gipsfaserplattenverkleidung der Auslöser denn nun liegt. Dann lieber gleich beichten. War zum Glück schnell repariert. Der Elektriker tapte es schnell und kommentarlos mit Isolierband.
Beim Volleyballspielen, was ich bekanntermaßen ja sehr liebe, scheinen die Fortschritte zu stagnieren, so dass ich auf dem Mittelmaßniveau steckenbleibe. Nicht dass das meinem Ehrgeiz einen Abbruch tun würde. Ist nur eine sachliche Feststellung.
Vielleicht bin ich für die Mittelmäßigkeit gemacht. Vielleicht macht mich das aus. Hat ja auch was Gutes. Keiner muss befürchten, von mir überflügelt zu werden und es ist in meiner Gesellschaft leicht, seine eigenen Stärken zu erkennen und stolz darauf zu sein.
Ja, ich denke, ich sollte es akzeptieren und stolz auf mich sein. Dass es Dinge gibt, welche mir wichtig sind. Egal, wie gut ich darin bin.

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Sonntag, 16. Oktober 2016
Kneipe II
Der nächste Versuch : halb 1. Meines Erachtens eine nachtschlafende Zeit. Aber was tut man nicht alles um einen kinderfreien Abend zu würdigen. Und aus noch ein paar Gründen mehr.
Der schöne Nachbar samt seiner Liebsten war nicht mehr in der Kneipe. Aber auch sonst war die Anzahl der Leute sehr dezimiert. Nach nur einer Stunde saß ich allein mit einem jüngeren und einem älteren Herren auf den Sofas. Selbst die Bedienung machte Feierabend und wies uns in die Funktion des Sicherungskastens ein - zum abschließenden Lichterlöschen.
Aber wir waren noch lange nicht soweit. Ich kämpfte mit meinem zweiten Bier. Nicht das es nicht geschmeckt hätte. Nur mein teilweise verlangsamtes Sprachzentrum und die Sorge, beim Aufstehen mich unschicklicherweise nicht mehr gerade halten zu können, brachten mich dazu, vorsichtig nur noch kleine Schlückchen zu nehmen und am Ende den Rest zu verschenken.
Es war witzig. Und irgendwie surreal. Zumindest für meine bisherige Erlebniswelt. Nachts um 2 mit zwei Männern in einer verlassenen Kneipe. Unsere Gesprächsthemen versiegten nie. Wunderbar elegante Wechsel vom Vergleich des Tischler- und des Schmiedeberufs über das Wesen von Tantra zu dem Unterschied des Lebens in Berlin oder in einem Dorf bis hin zu der Frage, was das für Leute wohl sind, die Fetischparties besuchen. Eine unterhaltsame Mischung. Halb 4 hievte ich mich langsam und vorsichtig vom Sofa hoch, streckte mich und verkündete, dass ich nach Hause gehen würde. Der Rest entschied ebenso.
Mein Weg war kurz und zehn Minuten später lag ich im Bett. Nochmals zehn Minuten später schlief ich wahrscheinlich.
Und tief im Traum hörte ich meine Tür knarren, Schritte, jemand an meinem Bett. Mein Gehirn ganz benebelt analysiert automatisch den Besucher als den jüngeren der beiden Männer. Kann natürlich nicht sein. Wir sind ja nicht in einem Ü18 Film. Aber Schlafmangel und Restalkohol lassen den Sinn für die Realität schrumpfen. Der Jemand rückte vertraut nah an mich heran, sagte irgendetwas und ich murmelte (wahrscheinlich enttäuscht klingend) in mein Kissen :"Ach, Du bist es!". Der schöne Nachbar war auch enttäuscht. Und ging wieder. War auch besser so.

Heute morgen kommt er kurz herein (ich bin erstaunlicherweise schon wach) und scheint etwas ärgerlich zu sein. Quetscht mich über meinen Kneipengang und das "Wer" meiner Kneipenmitgänger aus und verläßt nach kürzester Zeit missmutig das Zimmer. Ich stecke zwischen dem Gefühl, alles wieder glätten zu wollen und dem Registrieren meines eigenen Unwohlseins, als ich ihn mit IHR vertraut bandelnd am Tresen stehen sah.
Mit immernoch Restalkohol und Müdigkeit im Gehirn denke ich jetzt, dass ich nicht nur von dem unsozialen Mann, welcher prinzipiell nicht auf Anrufe reagiert, Abstand halten sollte, sondern auch von dem schönen Nachbarn.
Die Kompliziertheit aus den Beziehungen nehmen sollte oder besser gesagt, Männer, welche eine Kompliziertheit mitbringen, tunlichst meiden sollte. Oder noch weiter heruntergebrochen: meinen eigenen Hang zu Komplikationen in Bezug auf Beziehungen zu überdenken.
So, und jetzt schlafe ich weiter. Mindestens bis heute mittag. Wenn man älter ist (41!) muss man wohl auch eine längere Rekonvalenszenszeit nach so einem ausuferndem Kneipengang einplanen. Ist so. Gibt aber schlimmeres.

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Sonntag, 16. Oktober 2016
Kneipe I
Verdammter Mist! (Mir lag vulgäreres in der Tastatur - denke aber, als Dame immer noch einem gewissen Anstand verpflichtet zu sein.)
War gerade in der Kneipe. Meine Güte! - bin auch noch mitten in eine Mottoparty gekommen. Das wäre aber noch erträglich gewesen. Aber dann sah ich IHREN Wuschelkopf im Gewühl der Leute, und nicht weit davon entfernt den des schönen Nachbarn.
Ich kanns nicht. Nicht nur, dass die Eifersucht an mir nagt. Es ist auch das Unvermögen, ihn demonstrativ neutral zu behandeln. Was bei mir immer in ein krampfhaftes Ignorieren umschlägt. Das ist mir zu anstrengend. Bin auf der Stelle umgedreht und in die Nachtkühle hinausgeflüchtet.
Versuche es später nochmal, wenn er weg ist. (Der schöne Nachbar muss morgen früh raus. Das weiß ich.)

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Freunde
Ein Tag mit dem schönen Nachbarn. Zusammen unterwegs mit den Kids. Spannende Dinge wie Friseur, Waldirrgarten und Cafèbesuch iniziiert und im Abbild einer kompletten Familie gelebt.
Das war nichts Neues für mich. Das hatten wir in den 3 Jahren vorher auch schon. Das waren die glücklichen Zeiten.
Nur jetzt steht immerfort der Schatten seiner Freundin hinter uns. Ich bemühte mich, uns als reine Freunde zu sehen. Aber das Einzige was gelang, war, mit ihm als Freund zu agieren. Der Rest schwebte unausgesprochen flirrend zwischen uns in der Luft.
Es ist so schwer, die Coole zu sein. Ich möchte ihn auf der Stelle an mich reissen, in seine Arme, in ihn hineinkriechen und nächtelang nicht loslassen.
Die pragmatische Seite in mir warnt mich davor, auf ihn und seine Entscheidung zu warten. Ich sollte besser heute Abend ausgehen und schauen, ob es noch unliierte Männer gibt.
Vielleicht. Vielleicht werde ich der Kneipe einen Besuch abstatten. Schüchtern an meinem Bier nippen, und jeden potenziellen Gesprächspartner mit meiner Aura der unklaren Situation vertreiben. Vielleicht. Vielleicht wird alles aber auch ganz anders. Ich werde es wissen, wenn ich es tat.

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